Johann Michael Leupoldt

Arzt, Psychiater

 

Geboren: 11. 11. 1794 in Weißenstadt (Fichtelgebirge)

Gestorben: 21. 08. 1874 in Erlangen

 

Promotion: 1818 in Erlangen (Medizin)

Lehrtätigkeit: 1818 – 1820, 1821 – 1872 Erlangen

 

Trotz einer schweren Typhuserkrankung und großer finanzieller Probleme gelang es Leupoldt, sich noch im Jahr seiner Promotion (1818) an der Erlanger Universität auch zu habilitieren. Der Sohn eines Schneidermeisters hatte 1814 sein Medizinstudium begonnen und sich bald insbesondere für die Psychiatrie interessiert. Ab 1818 hielt er in Erlangen Vorlesungen über Anatomie, Physiologie und Geisteskrankheiten. 1820 unterbrach er seine Lehrtätigkeit, um – mit einem Reisestipendium von der bayerischen Regierung ausgestattet – in Berlin seine Kenntnisse über die Psychiatrie vertiefen zu können. In der Abteilung für Geisteskranke an der Charité fand er Zugang zu Horn und Langermann.

1821 nach Erlangen zurückgekehrt, wurde er noch im selben Jahr zum außerordentlichen und 1826 zum ordentlichen Professor ernannt. Ein wesentlicher Anteil muß Leupoldt daran zugeschrieben werden, daß 1845 in Erlangen die erste bayerische Geistesheilanstalt eröffnet wurde. Der Wissenschaftler hatte intensiv für eine derartige Institution geworben und sich dann bei deren Fertigstellung als sachkundiger Berater zur Verfügung gestellt. Die Direktion der Anstalt, auf die Leupoldt spekuliert hatte, fiel dann freilich nicht ihm, sondern hintereinander seinen ehemaligen Schülern Solbrig und Hagen zu.

Leupoldt, der schon wenige Jahre nach seiner Ernennung zum Ordinarius auch Rektor der Erlanger Universität geworden war, fungierte zudem 17 Jahre lang als Vorsitzender der Erlanger Societas physica-medica. Die Zahl seiner veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeiten ist immens; zudem publizierte der Wissenschaftler auch in Nasses „Zeitschrift für psychiatrische Ärzte“, in Friedreichs „Magazin für Seelenkunde“ und in anderen Fachjournalen. In den letzten Jahrzehnten seines Lebens verlor Leupoldt allerdings zunehmend den Kontakt zu den seiner Ansicht nach einseitig materialistisch und empirisch ausgericheteten Kollegen. Gleichwohl setzte er seine Dozenten-Tätigkeit bis ins hohe Alter fort. Im Sommersemester 1872 bot Leupoldt als mittlerweile 77jähriger letztmals Lehrveranstaltungen an.